Alpenüberquerung Februar 2009

Von Deutschland nach Italien mit dem Heißluftballon

Fahrt am 15.2.2009

Da kam sie wieder - die Mail von Hans Kordel. Gerade rechtzeitig zum Wochenende läutete er wieder eine Alpenüberquerung mit dem Ballon ein. Nicht ganz unvorbereitet hatte ich auch schon die letzten Tage meine Rückschlüsse aus den einschlägigen Wettermodellen gezogen, allerdings sollte aus meiner Sicht das Hoch noch ein wenig weiter östlich ziehen, um den optimalen Isobarenverlauf zu realisieren. Überrascht war ich also dennoch, dass Hans die Glocken für Sonntag, den 15.2.09 läutete.

Die Vorwarnzeit war extrem kurz, 20 Stunden später mußten wir abfahren, um uns am Samstag abend am Tegernsee zu treffen. Und bis dahin galt es in endlosen Telefonaten die Mannschaft zusammen zu bringen. Zwei wertvolle Stunden wurden damit zugebracht, die Gasflaschen bei niedrigen Außentemperaturen voll laufen zu lassen und den entsprechenden Druck auf die Flaschen zu bringen. Akkus mußten geladen werden, die griffbereite Notfallausrüstung kontrolliert, der Transponder umgebaut, die Checklisten abgearbeitet werden und ....und .... Aber es klappte alles, am nächsten Morgen um 10 Uhr gings bei bestem Wetter und verflixt vielen Staus zwischen Frankfurt und München gen Süden. Ab dem Münchener Nordkreuz fing es an zu schneien, so stark, dass der Schnee eine geschlossene Decke auf der Autobahn bildete.


Wetter am 15.2.2009Alles lief schon fast selbstverständlich wie auch im letzten Jahr: Hans hatte wieder einmal während der Fahrt per Internet das Wetter gecheckt, ein Hotel, diesmal am Tegernsee für alle Ballonteams gebucht und den Startplatz anvisiert. Beim gemeinsamen Abendessen, der Flugplan war längst aufgegeben, und zusammen mit Michael Unger und seinem Team wurde sich für den nächsten Morgen um 6 Uhr verabredet.

 

 

Nach angespannter und schlecht durchschlafener Nacht, hieß es am nächsten Morgen zunächst doch, 2 Stunden später zu starten, da die Windprognose ab 9 Uhr besser war. Dies bedeutete aber auch, weiter nach Osten zu fahren. Das Hoch hatte sich weiter nach Osten verlagert mit weiter auf Nordost drehendem Wind. Bilder der Fahrt am 15.2.2009Schließlich starteten alle 8 Ballone gleichzeitig bei zunächst leicht östlicher Drift. Bei 5500 Fuß und eingestellter Standardatmosphäre bei aufgelockerter Bewölkung nördlich des Inntals wurde Kontakt mit Innsbruck Radar aufgenommen und sogleich ein Höhenfreigabe auf Flugfläche 160 (ca 5000 m) erteilt. Mit 2-3 m/Sek gings es schließlich auf die Reisehöhe und von nun ab blieb die GPS-anzeige nicht mehr unter 40 kts (ca. 80 kmh) und 205 bis 210 Grad stehen.

Die nächtlichen Sorgen waren wie weggeblasen, die Berge und die Sonne präsentierten sich von ihrer besten Seite. Die Täler zeigten sich tief verschneit, die Bergspitzen mit einer leeseitigen Schneefahne, Zeichen hoher Windgeschwindigkeit auf den Gipfeln. Von nun ab heißt es genießen und die Eindrücke tief in sich aufsaugen. Mitunter kommen aber auch Gedanken, was passiert, wenn wir hier unten runter müssen. So nah der Gedanke auch ist, so weit entfernt ist aber auch die Realität. In den fast 20 Jahren Ballonfahrt ist mir noch nie ein Brenner ausgefallen, geschweige den zwei, die wir dabei haben. Warum sollte es also gerade jetzt und hier passieren. Letztes Jahr passierte es tatsächlich einmal, dass beide Pilotflammen des Brenners ausfielen. Der Grund war aber zu langes Heizen in noch größerer Höhe aufgrund von Sauerstoffmangels der Brennerflamme. In 6000 m Höhe hat man weniger als die Hälfte der Sauerstoffmenge des Bodens. Lange Heizzeiten verbrauchen einfach in der Höhe zuviel Sauerstoff, der die Flamme leichter erlöschen läßt. Dosiertes Heizen über kürzere Zeiträume beugen diesem Phänomen vor. Diesmal hatten wir keinerlei Probleme. Eine weitere Eigenart fiel meinem Mitfahrer und 2. Ballonpiloten Harald Vomrath auf: wird der Brenner nicht in absoluter Gleichmaßigkeit bedient hat man in diesen Höhen bei geringfügiger Zeitverzögerung sofort wesentlich höhere Sinkraten von 3 bis 5 Metern als bodennah; eine Folge der geringeren Luftdichte.

der Idro-SeeDer Brennerpass lag inzwischen unter uns, mehr als 3000 m tiefer, das einzige Mal wo uns die Verfolger, Haralds Frau Steffi und Erhard Mankel sehen konnten. Ab dem Hauptalpenkamm nahm die Bewölkung tief unter uns weiter ab und gab eine immer bessere Sicht auf die Berge frei. Das Panorama wurde immer großartiger und unsere Fahrt lief bei Außentemperaturen von -25 Grad C immer weiter in eine göttliche Südtiroler Bergwelt hinein. Eine Traumwelt, die ich jedem einmal gönnen möchte. Die Navigation ist keinerlei Problem, rechts von uns Meran links Bozen und ein Stückchen weiter Trient.

Der Gardasee kommt in Sicht, wir steigen nach Freigabe noch ein wenig höher um genügend Abstand zu dem um Mailand liegenden Sektor Alpha zu halten, der für den Sichtflugverkehr absolut gesperrt ist.

4 Stunden sind wir mittlerweile in der Luft und erreichen Brescia. War es letztes Jahr Verona, liegt unser Landeort nunmehr 60 km weiter westlich und endet nach fast 5 Stunden im kleineren Ort Leno nahe einer Baumschulplantage. Ein paar Minuten später landet Hans mit seinem Superballon nicht weit von uns und wieder ein paar Minuten später trifft Günter Binder mit seinem riesigen 9000 m3-Ballon unsere Landewiese. Nach über 300 km gemeinsamer Fahrt landen wir praktisch auf dem gleichen Fleck. Klasse, besser geht's nicht.

Spannend sind auch die Unterhaltungen mit den am Landeort sich versammelnden italienischen Helfer. Sie, keinerlei deutsch, wir keinerlei italienisch außer "bella Italia" und "mille Gracie" kommen uns dann doch über Englisch ein bischen näher. Sie schreiben uns den Landeort auf einen Zettel, den wir an unsere Verfolger übermitteln, die schon ein halbe Stunde in Verona warten. Nach einer weiteren halben Stunde treffen sie am Landeort ein. Die gemeinsame Landefeier zusammen mit Günter Binders Ballongästen gestaltet sich als wahre Lachorgie. Den Rat Günters "Ihr müßt die Leute fragen, wo man denn Rotwein KAUFEN kann" müssen wir uns allerdings bis zum nächsten Mal aufheben.

die Fahrt über Google Earth anschauenDen gut gelaunten, feucht fröhlichen Abschluss bildet, wie schon im letzten Jahr auch, das kleine italienische Hotel in Klausen. Kaum ist dieses absolute Highlight vorbei, stellt sich die Frage fürs nächste Jahr erst gar nicht: klar, wir sind wieder dabei, verbunden mit einem ganz besonderm Dank an Hans Kordel. Natürlich geht dieser Dank auch an Haralds Frau Steffi und Erhard Mankel. Ohne Euch wäre uns das alles erspart geblieben.

Mit fast schon fotorealistischer Qualität läßt sich die Fahrt über Google Earth anschauen. Mit ein wenig Spielen an den Einstellrädchen in der aktuellen Google Earth-Version in der rechten oberen Ecke läßt sich die Fahrt gut nachvollziehen, diesmal mit dem entsprechenden Höhenschrieb des GPS.

Starten Sie einfach diese Datei über Google Earth.

Berichte der örtlichen Presse

 

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